Sonntag, 10. Juni 2012

Europa: Jetzt ist alles möglich!


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Europa: Jetzt ist alles möglich!
Lange Zeit wurde den Bürgern in Europa gesagt, was alles nicht möglich ist. Eine Pleite in Europa sei nicht möglich, eine Veränderung der Eurozone auch nicht, eine Aufstockung der Rettungsmilliarden schon gar nicht. Es ging jederzeit um die Zukunft Europas. Niemand durfte auch nur in die Richtung denken, dass vielleicht eine Veränderung richtig und nötig sein könnte. Man schwor sich auf eine gemeinsame Linie ein. Diese Strategie ist nun aufgegeben worden. Plötzlich ist alles möglich in Europa.
Frau Merkel, das ist die ausgebrannte Euroretterin, machte letzte Woche von sich reden, indem sie sich für "keine Denkverbote" in Europa aussprach. Jeder dürfe Ideen vorbringen, wie Europa sich aus der Schuldenkrise befreien kann. Das ist insofern wieder einmal typisch, dass diejenige, die am lautesten keine Alternativen zuließ und diejenige, die vehement für Denkverbote war, genau diese Person mimt nun den Seeligen und macht den Raum frei für Gedankenspiele. Sogleich ging es los mit der freien Meinungsäußerung.
Zypern ist auch Pleite und wird Hilfe aus dem Rettungsschirm benötigen. Das darf man jetzt aussprechen. Portugal muss seine Banken mit Milliardenspritzen stützen. Das ist zwar nicht verwunderlich, doch zeigt es, dass die Banken, die man lange Zeit als wieder „gesund“ bezeichnet hatte, doch noch sehr krank sind. Auch Spanien hatte vor wenigen Wochen eigene Banken retten müssen. Der Kreditbetrag, mit dem man die Finanzinstitute retten, stützen oder sonst wie auf den Beinen halten muss, ist enorm. Es wird nie reichen.
Lange war ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone als unmöglich bezeichnet worden. Dann hat man die Ausweglosigkeit erkannt. Im Hintergrund liefen dann schamlos, es wurde noch nicht einmal versucht, sie zu verheimlichen, Pläne für den "Fall B" oder anders ausgedrückt, Notfallpläne geschmiedet, um Griechenland aus dem Euroverbund zu verabschieden. Freiwillig oder mit einem Tritt, das ist noch nicht klar. Beschlossen ist dieser Schritt bereits.
Es ist ein neue Offenheit in der europäischen Diskussion zu verfolgen. Manche Regierungen können sich ein Kerneuropa vorstellen, in dem einige Staaten aus dem Verbund entlassen werden. Man erkennt deutlich an der Wortwahl "entlassen" die Hierarchie in der Eurozone. Die Mitte und der Norden haben das Sagen, sie erlauben den Zutritt und sie sind es, die die anderen Staaten rausschmeißen, indem sie sie entlassen.
Der Austritt muss nicht für immer sein, es gibt auch Gedankenspiele, einen "Austritt auf Zeit" zu ermöglichen. Die kranken Staaten sollen sich in Quarantäne begeben und gesunden, ohne die anderen Nationen anstecken zu können. Wenn es ihnen wieder besser geht, dann würde man sie wieder aufnehmen. Jedenfalls formuliert man das so.
Die Freiheit, Dinge sagen zu dürfen, die bis vor kurzem unaussprechlich waren, nutzte auch der der spanische Finanzminister Montoro. Er sagte, entgegen den bisherigen Beteuerungen, dass Spanien vom Finanzmarkt abgeschnitten sei und kein frisches Geld mehr erhalte. Das Land brauche dringend Hilfe.
Als dann Ende der letzten Woche das neue Währungskürzel XGD der neuen griechischen Währung auf dem Bloombergsystem zu finden war, war klar, dass sich in Europa endlich etwas bewegt. Drei Jahre Stillstand sind wohl auch genug.
Wir sind Zeitzeugen einer großen Veränderung in Europa. Nur wie diese konkret aussehen wird, dass weiß niemand. Es ist jetzt alles möglich.