Nichts
deutete darauf hin, dass aus dem Kind mal etwas Besonderes werden
sollte. Der Junge war kränklich und schwach; eine Halbwaise mit einer
Neigung zu Selbstgesprächen und Ohnmachtsanfällen. Ein Muttersöhnchen,
das wegen seiner labilen Gesundheit erst im neunten Lebensjahr zum
ersten Mal eine Schule von innen sah.
45
Jahre später sollte dieser Mann ein Buch schreiben, das wie kaum ein
anderes die Wissenschaft veränderte - und unsere Welt gleich mit. Adam
Smith und sein 1776 erschienenes Werk „Wohlstand der Nationen“. Der
Beamtensohn aus einem kleinen Hafenort an der Ostküste Schottlands
begründet damit die moderne, marktorientierte Volkswirtschaftslehre. Er
schafft das intellektuelle Fundament für den Kapitalismus, die
Marktwirtschaft, das freie Spiel von Angebot und Nachfrage.
Eigeninitiative,
Unternehmertum, Profitstreben - eine Wirtschaftsordnung, die sich als
enorm erfolgreich erwiesen hat. Erfolgreicher vermutlich, als Smith es
je selbst geahnt hat. In den vergangenen 200 Jahren ist der Wohlstand
der Nationen in einer schier unvorstellbaren Weise explodiert. In den
westlichen Industrieländern ist das reale Pro-Kopf-Einkommen heute mehr
als 20-mal so groß wie 1820. In den 2000 Jahren zuvor war es nur um den
Faktor 2,5 gewachsen.
Eine Wirtschaftsordnung
aber auch, die von Zeit zu Zeit zu schweren Krisen neigt. Krisen, die
Not und Elend für Millionen Menschen bringen, politische Instabilität
und Krieg. Krisen auch, die das intellektuelle Gerüst der
Volkswirtschaftslehre infrage stellen, die wissenschaftliche Orthodoxie
erschüttern, neues ökonomisches Denken provozieren.
Von
1929 bis 1939, in den dunklen Jahren der Großen Depression, hat die
westliche Welt solch eine Wirtschaftskatastrophe erlebt; seit 2007
drängt sich die Frage auf: Wiederholt sich die Geschichte?
- Seite 1: Was nun, Herr Smith?
- Seite 2: „Schock ist größer als in der Great Depression“
- Seite 3: Studenten organisieren eigene Kongresse
- Seite 4: Gesamtwirtschaft ist mehr als die Summe ihrer Teile
- Seite 5: INET versorgt unorthodoxe Wissenschaftler mit Geld
- Seite 6: In Modellen gibt es keine Spekulationsblasen
- Seite 7: Adam Smiths „unsichtbare Hand“ wird zur populären Metapher
- Seite 8: Smith war kein extremer Marktliberaler
- Seite 9: Adam Smith war auch Moralphilosoph
- Seite 10: „Volkswirte haben Schönheit mit Wahrheit verwechselt“
- Seite 11: Volkswirte neigen zur Selbstüberschätzung
- Seite 12: Selbst gewählte Isolation muss überwunden werden